“Sommer-Interview” mit Pfarrer Roger Ibounigg – Teil 10

Die Redaktion von “Pöllauer News” durfte Pfarrer Ibounigg am 23. Juli 2019 zur momentanen Situation und verschiedenen, viel diskutierten Themen interviewen. Das Interview wird in verschiedenen Teilen veröffentlicht. Hier folgt nun der 10. Teil des Interviews:

Und sind Diakoninnen denkbar?

Da gibt es Untersuchungen über weibliche Diakoninnen in der Geschichte der frühen Kirche. Wenn es so etwas einmal gegeben haben soll, und das wird bezweifelt, dann waren das Helferinnen bei der Sakramentenspendung. Entsprach es dem heutigen Diakonenamt? Wenn ja, dann muss auch der Weg zum Priesteramt und zum Bischofsamt offen stehen. Also, wenn das Diakonenamt zum dreigestaltigen Weiheamt gehört, dann muss die Frau wirklich alle Ämter in der Kirche erhalten können. Und wie gesagt, Priesterweihe der Frau ist ausgeschlossen.

 

Sie haben am Pöllauberg nur Buben als Ministranten. Warum nur Buben und welchen Platz haben die Mädchen und wo dürfen diese sich einbringen?

Das gehört nicht zu den zentralen Glaubensfragen der Kirche. Aber ich erinnere mich an ein Wort des heiligen Papstes Johannes Paul II., der mich sehr geprägt hat, wo er sagt, dass der Ministrantendienst ein „Gewächshaus für Priesterberufungen“ sei. Ich selber bin ein Beispiel für jemanden, der nie ministriert hat und trotzdem Priester geworden ist, aber der Dienst des Ministranten am Altar ist schon irgendwie hingeordnet auf das Priestertum. Natürlich könnte man es auch so machen, wie es anderen Orten geschieht, dass Mädchen besondere Dienste haben, wie zB bei der Eucharistie die Leuchter zu tragen usw. Interessant ist ja auch, dass bei der Musik meistens die weiblichen Personen dominieren. Da gäbe es viele Möglichkeiten der Betätigung. Ich beobachte auch, dass Buben sich sehr leicht durch Mädchen verdrängen lassen, weil Mädchen schneller reif sind, gewandter sind und einfach in manchen Dingen begabter sind und dass Buben sich dann still davonschleichen.

 

Warum dürfen Priester nicht heiraten? Was hat es mit dem Zölibat auf sich?

Die Antwort ist ganz einfach: Weil Jesus auch nicht verheiratet war. Wir brauchen nicht auf den Roman von Dan Brown zu hören, mit Maria Magdalena und so weiter, das sind lauter aus den Fingern gezogenen Geschichten. Jesus war nicht verheiratet. Es wäre ja auch undenkbar, wenn der Gottessohn mit seiner Sendung der Erlösung auf die Erde kommt und sich beschränken lässt auf eine einzige Exklusiv – Beziehung. Und daraus folgt, dass Priester auch ehelos leben – und dies beinahe von Anfang an. Natürlich hat es Phasen gegeben, wo die Kirche die Ehelosigkeit der Priester neu einschärfen musste, aber dass der Zölibat erst im 12. Jhd. eingeführt worden ist, das ist wirklich ein vergangener Kirchengeschichtsirrtum. Von Anfang an waren Priester ehelos. Es gab natürlich verheiratete Kirchenmänner, zum Beispiel der erste Papst Petrus, aber er hat diese Ehe höchstwahrscheinlich nicht mehr vollzogen. Darüber gibt es ein gutes Buch des verstorbenen Kardinals Stickler, der für die Vatikanische  Bibliothek verantwortlich war, der eine grundlegende Untersuchung geschrieben hat über das bruchlose Festhalten der Kirche an der ehelosen Lebensform der Priester.

 

Fortsetzung folgt…

Teil 1 https://poellauer-news.at/redaktion/allgemein/sommer-interview-mit-pfarrer-roger-ibounigg-teil-1/