„Sommer-Interview“ – mit Pfarrer Roger Ibounigg – Teil 9

Die Redaktion von „Pöllauer News“ durfte Pfarrer Ibounigg am 23. Juli 2019 zur momentanen Situation und verschiedenen, viel diskutierten Themen interviewen. Das Interview wird in verschiedenen Teilen veröffentlicht. Hier folgt nun der 9. Teil des Interviews:

Es wurde nun immer wieder Johannes Paul II. zitiert, er ist der Begründer der Theologie des Leibes, das ist etwas Neues. Was hat JPII der Kirche durch die Theologie des Leibes geschenkt?

Ich würde sagen, er ist der Papst der Familie. Als er 1978 Papst geworden ist, hat er sofort mit einer Katechese über Ehe und Familie begonnen, mit einer Katechesenreihe über drei Jahre hinweg, die in drei wunderbaren Büchern herausgegeben wurde. Das – könnte man sagen – ist die Grundlage für die sogenannte Theologie des Leibes. JPII hat die Jugend angezogen und interessant ist, dass der anziehend ist, der die Jugend herausfordert, der ihr nicht nach dem Mund redet, sondern ihr das strahlende hohe Ideal zeigt.

 

Was beinhaltet die Theologie des Leibes?

Das kann man in wenigen Worten schwer zusammenfassen. Auf Grundlage des biblischen Schöpfungsberichtes, dem er entlanggeht, beantwortet er die Fragen: Wer ist der Mann? Wer ist die Frau? Was ist die Aufgabe und die Sendung des Mannes und der Frau, ja des Menschen überhaupt? Was bedeutet Liebe und Fruchtbarkeit? usw. Als hätte er die kommende Verwirrung durch eine Genderideologie vorausgesehen, die diese Wahrheit negiert. Zum Beispiel hat die Hingabe des Leibes in der Ehe eine große theologische Bedeutung hat. Die Weitergabe des Lebens ist der zentrale Punkt. Die Theologie des Leibes soll uns helfen, dass wir in der Wahrheit leben.  JPII hat auch sehr schön ausgefaltet, dass junge Paare, die ohne die geistig volle Hingabe zusammen leben, mit dem Körper lügen, das heißt, sie vereinigen sich körperlich, aber geistig bleiben sie auf Sicherheitsabstand. Das heißt, ein Leben in der Wahrheit bedeutet, dass Außen und Innen übereinstimmen, dass Geist und Leib harmonieren. Auch jeder künstliche Eingriff und Zugriff auf die Fruchtbarkeit des Menschen ist gegen die Wahrheit gerichtet.

 

Verträgt unsere Gesellschaft diese Wahrheit? Kann man in der Verkündigung diese Glaubenswahrheiten einfach sagen?

Wir haben heute die großen Mainstream-Medien gegen uns. Wir stehen vor einem riesigen Tsunami und finden, dass wir fast machtlos sind, aber ich glaube wir haben eines: Wir sind auf der Seite der Wahrheit. Und tief drinnen im Menschen ist etwas, das nach der Wahrheit dürstet und ihr entsprechen will. Wir werden zwar angegriffen von allen Seiten, aber letztlich wird sich die Wahrheit durchsetzen, weil sie die Wahrheit ist. Wie wenige wissen davon! Wie schwach ist die Stimme der Kirche da geworden, wie viele gehen deshalb schmerzliche Um- und Irrwege!

 

Wie können wir wissen, dass wir die Wahrheit haben?

Weil die Wahrheit ein Gesicht hat, weil die Wahrheit einen Namen hat, weil die Wahrheit eine Person ist: Jesus Christus. Christus finden heißt, die Wahrheit finden und sich immer tiefer von ihr formen lassen. Also Wahrheit hat mit Identität zu tun, dass wir wirklich die werden, als die uns Gott gedacht hat. Wir sind entstellt durch die Sünde, wir sind deformiert, aber wir werden neu in Form gebracht, wenn wir Christus begegnen. Das ist nicht nur ein Moment, sondern ein langer und beständiger Weg, der bis zum letzten Atemzug unseres Lebens dauern wird.

 

In der Schöpfungsordnung sind wir als Mann und Frau geschaffen. In der Kirche haben Männer  das Weiheamt, sitzen an den Schaltstellen der Macht. Was ist der Platz der Frau in der Kirche? Warum drängen Frauen Richtung Altar.

Die Frauen stehen der Religion grundsätzlich näher, sind spirituell schneller ansprechbar, auch, weil sie sich mit den Fragen des Lebens durch das Gebären der Kinder viel mehr befassen. Wie brauchen nur schauen, wie wenige Tischväter und männliche Firmhelfer es gibt. Männer überlassen gerne den Frauen das Feld der Glaubensweitergabe, die unglaublich wichtig ist. Und ich denke, dass die Mutter für das Kind sowieso prägender ist als jeder andere Mann, allein, weil sie schon das Kind 9 Monate in ihrem Leib trägt, sie prägt in dieser Zeit das Kind tief. Jeder spätere Kirchenmann ist also zutiefst von einer Frau geprägt.

Aber wenn wir Mann und Frau sehen wollen, also Adam und Eva, dann sehen wir den neuen Adam und die neue Eva und dann sehen wir den neuen Adam, der am Kreuz unsere Erlösung wirkt und dann sehen wir Maria, die neue Eva, unter dem Kreuz. Sie ist Mitarbeiterin der Erlösung, ja man könnte auch sogar sagen „Miterlöserin“. Sie wirkt mit Christus zusammen unter dem Kreuz. Das heißt, die Frau erfährt ihre Sendung, indem sie Maria betrachtet und deren entscheidende Rolle erkennt. Und es ist schon interessant, wie groß der Einfluss von Marienerscheinungen in der Kirche ist und wie groß der Einfluss von Mystikerinnen auf Päpste, Kardinäle und Priester war und ist. Sie gaben und geben der Lehre der Kirche wichtige Impulse und Inspirationen.

 

Ist Frauenordination ausgeschlossen?

Die Priesterweihe der Frau kann die Kirche gar nicht bestimmen, weil – so Johannes Paul II. – die Kirche keine Vollmacht dazu hat. Es kann  niemals einen Papst geben, der je die Priesterweihe der Frau erlaubt. Johannes Paul II. hat eben gesagt, die Kirche hat die Vollmacht dazu nicht. Christus hat die ganze Nacht auf dem Berg gebetet und er wählte die Apostel aus und er hat sie namentlich genannt. Diese Apostel sind alle Männer. Natürlich gibt es den Missbrauch von Macht, Jesus hat aber mahnend gesagt: Bei Euch soll es nicht so sein. Das Amt ist ein Dienstamt.

 

Fortsetzung folgt…

Teil 1 https://poellauer-news.at/redaktion/allgemein/sommer-interview-mit-pfarrer-roger-ibounigg-teil-1/