Hl. Petrus Faber, 1. August

SEL. PETRUS FABER, ORDENSPRIESTER

ZWEITE LESUNG aus dem Stundenbuch der Kirche

Petrus Faber († 1546)  

Aus seinem Memoriale. 

Gedenken aller Wohltaten und aller hierzulande begangenen Sünden

An einem Tag dieses Monats Oktober (1542), als ich in einem Flecken und Städtchen bei einem Herrn aus Speyer war und mich um Mitternacht zum Gebet erhob, fand ich mich bald im Zwiegespräch mit Gott, der allerseligsten Jungfrau und den Heiligen. Ich flehte sie für dieses ganze Volk an, für Lebende und Verstorbene, mit großer Andacht und unter Tränen. Der Gebetsweg, auf dem ich da geführt wurde, war eine umfassende, dankbare Erkenntlichkeit für alle die Wohltaten, die ich diesem Volk geschenkt fand: Ich bat im Namen aller um Verzeihung, ich hielt bei jedem Punkt Danksagung und erbat verschiedene Gnaden. Ich beweinte die Sünden; ich wünschte, dass alles, was Gott unmittelbar oder durch seine Heiligen hier gewirkt hat und immer noch wirkt, dankbar anerkannt würde. So sprach ich denn: „Herr Jesu Christe, wer hat deine Güte dankbar erkannt, die dieser Gegend so viele Erdengüter geschenkt hat; die ihr das allerheiligste Sakrament und alle anderen Sakramente, Lehren und Feiern der christlichen Glaubensüberlieferung gelassen hat? Verzeih, Herr, dass man hier dessen nicht gedenkt, darum nicht bittet, nicht darauf achtet! Verzeih, dass man der Armen Seelen nicht gedenkt, wie sie es nötig hätten! Erhalte, Herr, diesem Volk all diese Güter; schau nicht auf ihren Unverstand und ihre Nachlässigkeit, nicht auf ihren Undank, sondern auf Christus, unseren Erlöser, auf die heiligen Engel und die Seelen der Heiligen, die dir für alles an unserer Statt danksagen!“

In dieses Gedenken aller Wohltaten und aller hierzulande begangenen Sünden schloss ich die Ackerfrüchte ein, den zeitlichen Frieden, den katholischen Glauben, die Kirchen, die Heiligenbilder, die Diener der Sakramente und diese Sakramente selbst, das Weihwasser, die Reliquien der Heiligen, die Beinhäuser; dass sie eine so lange Reihe weltlicher Herren gehabt haben, die ihnen Frieden und Wohlstand sicherten; dass sie Priester, Bischöfe und Prediger haben. Ich wünschte ihnen viele gar gute Dinge: sie möchten sehend werden und alles das erkennen; sie möchten einsehen, was sie an ihrem Gott haben, an Jesus Christus, an seiner Menschwerdung, Geburt, Beschneidung, seinem Tod, an der allerseligsten Jungfrau Maria, an den Engeln und Heiligen, am Kirchengerät, den Verstorbenen im Fegefeuer, der Heiligen Schrift […]

Petrus Faber wurde 1506 zu Villaret in Savoyen geboren. Er schloss sich in Paris als erster Gefährte dem hl. Ignatius von Loyola an. Als erster Jesuit kam er nach Deutschland, wo er 1543 Petrus Kanisius für die Gesellschaft Jesu gewann. Vorübergehend (1541 und 1542) wirkte er auch in Speyer. Durch seine Frömmigkeit und Liebenswürdigkeit gewann er viele Abseitsstehende. So konnten die Pfarrer dem Bischof nach der österlichen Zeit des Jahres 1542 melden, dass in jenem Jahr mehr Volk die kirchlichen Pflichten erfüllt habe, als in den 20 vorhergegangenen Jahren zusammengenommen. Petrus Faber starb am 1. August 1546 in Rom.