“Sommer-Interview” mit Pfarrer Roger Ibounigg – Teil 1

Die Redaktion von “Pöllauer News” durfte Pfarrer Ibounigg am 23. Juli 2019 zur momentanen Situation und verschiedenen, viel diskutierten Themen interviewen. Das Interview wird in verschiedenen Teilen veröffentlicht. Hier folgt nun der 1. Teil des Interviews:

Zuerst möchten wir Sie fragen, wie es Ihnen geht mit der Situation nach dem Kompromiss.

Den Umständen entsprechend erstaunlich gut. Aber eigentlich ist es gar nicht so erstaunlich, wenn man erfährt, wie viele Menschen in dieser Situation mitgebetet, mitgelitten, ja sich eingesetzt haben.

Und wie sehen Sie den Kompromiss, der mit dem Bischof vereinbart worden ist? Es ist ja ein Kompromiss?

Es ist einmal gut, am Pöllauberg bleiben zu dürfen, sozusagen unter dem Schutzmantel der Gottesmutter weiterhin im Pöllauer Tal dadurch wirken zu können, aber Vieles ist noch irgendwie offen, wie es dann weitergehen wird im Gesamten des Pöllauer Tales.

Viele haben gebetet und mitgekämpft. Haben Sie eine Botschaft für jene, die sich in den vergangen Wochen eingesetzt haben, denn viele sind vielleicht auch enttäuscht über den Kompromiss…

Es ist sicher gut, dass sie weiter beten, weil es um viel mehr geht. Es geht an und für sich um die Stellung des Priesters in der Pfarre, des Pfarrers an sich, aber irgendwie kann man in diesem Ganzen Wirrwarr, wie man sagt, die Hand Gottes sehen und erkennen. Es gilt weiter zu beten. Und wem es auch gegeben ist, von der Kraft her, weiter zu opfern.

Was ist ein Pfarrer? Wie definieren sie „Pfarrer“ für die Kirche von heute?

Es geht mir darum, dass der Hirte aufstrahlt. Der Hirte muss sichtbar sein. Und wenn der Priester in eine Ecke gedrängt wird, dann ist nicht der Hirte da und es geht darum, dass man den Eindruck hat, dass der Priester an sich in der Kirche an den Rand gedrängt wird.

Wenn der Priester oder der Pfarrer an den Rand gedrängt wird, kann dann die Seelsorge noch funktionieren?

Die Verkündigung des Evangeliums ist wichtig. Die Verkündigung ist eine Zentralaufgabe. Die Verkündigung weckt den Glauben und der Glaube ermöglicht erst eine fruchtbare Spendung der Sakramente. Wenn man jetzt beginnt den Priester nicht mehr wichtig zu nehmen, dann hat das sicher auch mit einem drückenden Priestermangel zu tun. Aber die Abhilfe kann ja nicht sein, dass Laien den Priester ersetzen, sondern, dass unser Gebet um Priesterberufungen glühender und stärker wird und das Bedürfnis nach Priestern erhalten bleibt.

Fortsetzung folgt…