„Sommer-Interview“ mit Pfarrer Roger Ibounigg – Teil 12

Die Redaktion von „Pöllauer News“ durfte Pfarrer Ibounigg am 23. Juli 2019 zur momentanen Situation und verschiedenen, viel diskutierten Themen interviewen. Das Interview wird in verschiedenen Teilen veröffentlicht. Hier folgt nun der 12. Teil des Interviews:

 

Warum ist Ihnen die Mundkommunion so wichtig?

Weil die Heiligkeit dieser Gabe am besten dadurch ausgedrückt wird. Die Mundkommunion allein ist es ja nicht. Der, der körperlich fähig ist, möge sich auch hinknien. Die kniende Mundkommunion ist eine wunderbare Sichtbarmachung des unsichtbaren Geheimnisses der Eucharistie.

 

Gibt es wirklich eucharistische Wunder? Warum gibt es sie?

Ich glaube, es gibt sie deswegen, weil Gott uns manchmal zeigen will, dass die Worte, „dies ist mein Leib, dies ist mein Blut“, nicht geistig zu verstehen sind, sondern wirklich, real. Darum reden wir auch von einer wirklichen Gegenwart des Herrn, im Lateinischen das Wort REALPRÄSENZ, dass er wirklich da ist in Leib und Blut. Ich finde es auch so schön, wenn der Priester nach der Wandlung Daumen und Zeigefinger nach der Wandlung zusammenlässt, denn es könnte ja nur ein Partikel der Hostie auf seinen Fingern hängen geblieben sein. Das ist ja tatsächlich kaum der Fall, aber es zeigt wunderbar, dass jetzt etwas geschehen ist, dass die Wandlung der Zeitpunkt ist, dass das große Wunder, dass Jesus in der Eucharistie uns geschenkt hat, passiert ist, dass aus einem Stück Brot der Leib Christi geworden ist und aus dem Schluck Wein das Blut Christi – und zwar wirklich und wahrhaft und wesenhaft. Dass praktisch eine Veränderung der Substanz erfolgt ist, die physikalisch nicht beweisbar ist, aber dass die Substanz des Brotes und des Weines aufgehört hat zu sein und eine neue Substanz auf dem Altar vorliegt– der Leib und das Blut Christi. Darum bezeichnen wir dieses Geschehen auch mit dem komplizierten lateinischen Wort: TRANSSUBSTANTIATION.

 

Können diese eucharistischen Wunder nicht auch eine fromme Einbildung sein? Was ist ein eucharistisches Wunder?

Es sind Veränderungen an den Gestalten von Leib und Blut Christi. Öfter hören wir von Blut das plötzlich das Korporale, also das weiße Tuch, das auf dem Altar liegt, färbt, oder dass sich die Hostie in wirkliches menschliches Fleisch, das ist wissenschaftlich nachgewiesen worden, verwandelt hat.

 

Hat es Untersuchungen gegeben?

Dank des Internet kann jeder heute nachprüfen, wie kompliziert die wissenschaftlichen Untersuchungen sind und wie faszinierend die Ergebnisse sind. Allein schon deswegen, wenn bei den eucharistischen Wundern z.B. auch die Blutgruppe übereinstimmt, von Wundern die hunderte Kilometer voneinander passiert sind. Es ist zwar kein eucharistisches Wunder, aber eine der berühmtesten Reliquien ist ja das Turiner Grabtuch. Und dann gibt es auch das Schweißtuch, das auf dem Gesicht Jesu gelegen hat, in Oviedo. Und dann gibt es zahlreiche eucharistische Wunder. Das berühmteste ereignete sich wohl im 8. Jhd. in Italien in Lanciano, wo sich tatsächlich die Gestalten auch physisch wahrnehmbar in Leib und Blut verwandelt haben. Fleisch aus dem Herzmuskel eines Menschen und Blut, das sich zu Klümpchen verfestigt hat. Die Gestalten sind heute noch nach 1200 Jahren genauso erhalten wie damals. Allein das ist schon ein Wunder und für alle sichtbar, die sie verehren und sehen wollen.

 

Was ist ein Wunder und gibt es Wunder heute auch noch?

Es ist ein besonderer Eingriff Gottes in physikalische Prozesse. In Wirklichkeit brauchen wir keine Wunder. Wenn ich heute einen Grashalm nehme und betrachte, dann ist der Grashalm ein Wunder. Jedes Blatt am Baum, jede Blume ist ein Wunder. Aber wir brauchen dann solche Wunder, die uns noch einmal tiefer hinweisen auf das Wunder aller Wunder und das ist das Geheimnis der leiblichen Anwesenheit Gottes in dieser Welt in der Eucharistie. Darum ist es auch so faszinierend vor diesem Geheimnis zu knien. Wir dürfen das Staunen über eine solche Nähe Gottes nicht verlernen.

 

Gibt es Wunder, nur die Eucharistie betreffend, oder gibt es heute auch Heilungswunder, wie zur Zeit Jesu?

Wer die Bibel aufschlägt: die ganze Heilige Schrift ist voller Wunder. Und wenn man glaubt, dass Jesus in Pension gegangen ist, dann irrt man sich. Diese Wunder geschehen auch heute. Aber scheinbar geschehen diese Wunder meistens dort, wo ganz einfache Glaubende sind. Je moderner der Mensch ist, desto weniger meint er, Gott als Hypothese für gewisse Vorgänge zu brauchen. Aber Gott lässt immer wieder diesen Einbruch des Himmels in unsere Welt zu. Damals wie heute sind Menschen erschüttert über solche Eingriffe Gottes. Erst dann wird der von Gott abgewandte Mensch wieder neu fragend.

 

Fortsetzung folgt…

Teil 1 https://poellauer-news.at/redaktion/allgemein/sommer-interview-mit-pfarrer-roger-ibounigg-teil-1/