Der Krawall-Pfarrer poltert weiter! – von Pfr. Roger Ibounigg

 

Eines muss ich zu diesem Artikel der Kronenzeitung vom 11.4.2023 zufrieden anmerken. So ein weithin gelesenes Pfarrblatt hat nicht jeder. Die Kronenzeitung gibt mir Reichweite und Aufmerksamkeit. Herr Gerald Schwaiger, der Verfasser des Artikels, ehrt mich immerhin als „wortgewaltigen Prediger“. Danke! Das gleicht die mir verliehenen Titel, wie „Krawallpfarrer“ und „bibeltreuer Fundamentalist“, so einigermaßen aus.

Auch die Zitate sind immerhin getreu aus dem letzten Pfarrblatt entnommen. Einen Titel jedoch muss ich aber entschieden zurückweisen. Im vorletzten Artikel vom 29.12.2022 werde ich als „Erzfeind“ des Bischofs bezeichnet. Das stimmt wirklich nicht. Als Priester der Diözese Graz-Seckau bin ich ihm „Ehrfurcht und Gehorsam“ schuldig. Das gelobt jeder Priester bei der Heiligen Weihe. Nie habe ich unseren Bischof – er ist übrigens mein Kollege im Weihejahrgang 1990 – öffentlich angegriffen. Kritik darf sein, muss aber maßvoll vorgebracht werden.

Nun möchte ich aber noch ein Lob über das wunderbare Foto aussprechen, das mich mit der Monstranz in der Hand zeigt. Ich lache nicht aus dem Bild, sondern schaue auf die Mitte der Monstranz, auf Jesus Christus im Allerheiligsten Sakrament des Altares. Das ist Kirche! Auf Christus schauen und von ihm geprägt werden. Sein Wort gilt und nicht die Diktatur des Zeitgeistes. Wenn ich von Herrn Schwaiger als „bibeltreu“ bezeichnet werde, so meint dies, auf das Wort Christi zu hören. Kann eine Kirche sich Christi Kirche nennen, wenn sie nicht den Willen des Meisters sucht und verkündet?

Weiters wird mir auch vorgeworfen, ich kritisiere „den Synodalen Weg, der vom Papst beauftragt wurde“. Wichtig ist die Unterscheidung zwischen den Begriffen „Synodaler Weg“ und „Synodaler Prozess“. Der Synodale Weg ist eine Initiative der Kirche in Deutschland, der Synodale Prozess ist eine Initiative, angestoßen für die ganze Weltkirche von Papst Franziskus. Papst Franziskus hat also den Synodalen Weg nicht beauftragt, sondern sogar mit herber Kritik bedacht.

Ich frage mich, welche Personen Herrn Schwaiger zu einem solchen Artikel anregen. Gibt es da eine Verbindung zu „weltoffenen Modernisierern“ (siehe Kommentar Steirischer Klartext) in der Diözese Graz-Seckau? Es sind solche, die so gerne von Vielfalt, Buntheit und Toleranz reden, jedoch alles, was ihrer Meinung zuwider läuft, als rückständig und fern „von der Lebensrealität der Menschen“ bezeichnen.

Ich bin mir sicher, dass sich unser Herr Diözesanbischof durch solch eine plumpe Aufforderung, endlich zu handeln, nicht provozieren lässt.

„Wer ist ein Reformer?“, möchte ich abschließend fragen. Ecclesia semper reformanda – Die Kirche muss sich immer erneuern. Seit ihren Anfängen ist die Kirche in ständiger Weiterentwicklung, muss aber dennoch ihrem Ursprung treu bleiben. Sie lebt in der Welt, ist aber nicht von der Welt. Sie existiert in der Zeit, passt sich aber nicht dem Zeitgeist an. Ihre Glieder werden verwandelt, reformiert, durch die Betrachtung des Antlitzes Christi. Der wahre Reformer der Kirche ist der, der sich von Christus umformen lässt. Der wirkliche Reformer ist also – jenseits von konservativ oder progressiv – der Heilige. Wie schrieb der Heilige Papst Johannes Paul II. im apostolischen Schreiben zum Jahr 2000: „Ist es nicht etwa die Aufgabe der Kirche, das Licht Christi in jeder Epoche der Geschichte widerzuspiegeln, sein Antlitz auch vor den Generationen des neuen Jahrtausends erstrahlen zu lassen? Unser Zeugnis wäre jedoch unerträglich armselig, wenn wir nicht zuerst Betrachter seines Angesichtes wären.“

Und da bin ich wieder beim schon erwähnten wunderbaren Foto des Kronen-Zeitungs-Artikels, wo sich mein Blick auf das „eucharistische Antlitz Jesu“ richtet. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte.

Roger Ibounigg, Pfarrer von Pöllauberg