Predigt vom Donnerstag, 6. Juli 2023 bei der Hl. Messe am Pöllauberg von Pfr. Mag. Roger Ibounigg

Gedenktag der Hl. Maria Goretti

Wir schauen heute auf die Hl. Maria Goretti, Patronin der Reinheit, der Keuschheit, eine Märtyrerin der Reinheit.

In wenigen Tagen beginnt das Jugendtreffen in Pöllau, und das ist beim Jugendtreffen auch immer eine ganz wichtige Dimension: Den jungen Menschen „reinen Wein“ einzuschenken, was den Plan Gottes über die menschliche Sexualität betrifft. Wie sollen wir diese Dimension des Körperlichen, der Sexualität, leben im Licht Gottes? Wie können wir diese Reinheit bewahren? Wie können wir diese Dimension leben, wenn die ganze Hölle dagegen anrennt, denn die Unreinheit dringt aus allen Poren vieler Medien.

Ja, Maria Goretti kann uns hier eine große Fürsprecherin sein. Sie wurde am 16. Oktober 1890 in der Nähe von Ancona geboren. Später zog die Familie nach Netuno, südlich von Rom. Sie hatte vier Geschwister und ihr Vater starb früh. Sie arbeitete hart im Haushalt, ihre Mutter und ihr Bruder auf den Feldern. Sie waren sehr arm, so arm, dass für ihre Erstkommunion das ganze Dorf für ein weißes Kleid zusammengesteuert hat. Das weiße Kleid ist auch ein Symbol der Reinheit. Wie sehr hat sie sich gesehnt, Jesus Christus in der Hl. Eucharistie zu empfangen. In dem Haus, in dem sie eingemietet waren, wohnte auch ein junger Mann, Alessandro Serenelli, der ihr nachgestellte, und schließlich versucht hat, sie zu vergewaltigen. Maria Goretti war zwölf Jahre alt. Sie leistete derart Widerstand, dass er sie in blinder Wut erstach. Aber noch im Sterben, als der Priester ihr die Krankensalbung spendete, waren ihre letzten Worte „Ich verzeihe ihm, weil auch Jesus dem rechten Schächer verziehen hat. So wie der rechte Schächer mit Jesus im Paradiese sein soll, so soll auch er, Serenelli, mit mir im Paradiese sein“.

Welch großes Herz hatte dieses zarte kleine Mädchen. Der Mörder wurde zu 30 Jahren Gefängnis und Zwangsarbeit verurteilt.

Durch Papst Pius XII. wurde Maria Goretti seliggesprochen und 1950 war die Heiligsprechung. Serenelli hatte in dieser Zeit einen Traum, in dem ihm Maria Goretti erschien und ihm einen Strauß von 14 Lilien schenkte. Und wenn wir da hinaufschauen zum Hl. Josef (Hochaltar Pöllauberg), auch er hält eine Lilie in der Hand, die Symbol der Reinheit ist. Serenelli bekehrte sich, wurde wegen guter Führung früher entlassen und lebte in einem Kapuzinerkloster. Er gehörte dem Dritten Orden des Hl. Franziskus an. Es ist erstaunlich, bei der Seligsprechung 1947 saß er in der ersten Reihe, neben der Mutter von Maria Goretti.

Ja, eine Märtyrerin der Reinheit.

Wenn ich auf das kommende Jugendtreffen schaue, ist mir in diesem Zusammenhang das Bild eine Ellipse vor Augen. Diese hat zwei Brennpunkte und mir scheint so – ich spreche hier vielleicht nicht für alle die da mitplanen – aber mir ist das so auf dem Herzen: diese zwei Brennpunkte der Ellipse bedeuten die Ehrfurcht vor dem Leib Christi und die Ehrfurcht vor dem Leib des Menschen.

Wie lebe ich die Sexualität?

Wenn einer der beiden Brennpunkte beschädigt ist, funktioniert es nicht mehr. Also scheint mir so wichtig, junge Menschen hinzuführen zur Ehrfurcht vor der Hl. Eucharistie und gleichzeitig auch zur Ehrfurcht vor dem großen Geschenk der Sexualität.

Das hängt eng zusammen. Wenn man den Glauben verkündet, dann verkündet man zuerst nicht eine Moral – so musst du leben, und das Gebot und das Gebot – das erste was man verkünden muss, ist die Freude an der Gegenwart Jesu, der mich unendlich liebt. Und darum ist das Erste der Verkündigung, dass ER LEBT! Und wo lebt er? Er lebt am intensivsten, am verdichtesten in dieser Welt im Heiligen Sakrament der Eucharistie. Und auch das hat eine körperliche Dimension, dass man die Eucharistie so empfängt, dass man dabei niederkniet. Mir war das die ganzen Jahre beim Jugendtreffen wichtig, den Jugendlichen die knieende Mundkommunion zu zeigen.

Aber das wäre nur eine Turnübung, wenn es nicht zuerst die Verkündigung des lebendigen Jesus ist. Dass ich so von seiner Freude getroffen bin, von dieser Gegenwart seiner Liebe, dass ich wie von selbst in die Knie sinke. Aber man darf es ein bisschen auch von außen her fördern, denn das Äußere formt das Innere und das Innere wirkt sich wieder nach Außen aus.

1998 kam zu uns der große französische Jugendmissionar Daniel Ange. Er hat das erste Mal den Schritt angeboten, dass Jugendliche zum Altar nach vorne kommen können, um den Herrn zu bitten, dass er ihnen im kommenden Jahr die Kraft zu einem keuschen Leben gibt. Es gibt nur ganz wenige junge Paare, die heute unberührt in die Ehe gehen, die nicht vorher schon gelebt haben, wie man IN DER Ehe lebt.

Dies den Jugendlichen zu sagen, ist ungeheuer wichtig, da sie heute sogar im Religionsunterricht bisweilen sogar das Gegenteil hören. Und dann kommen Angriffe, wenn man dies verkündet. Da wird die Hölle nervös. Und das erstaunliche an diesen Angriffen ist, sie kommen auch aus dem Inneren der Kirche.

Ich möchte und kann dazu nicht mehr sagen. Angriffe aus dem Inneren der Kirche! – von Leuten, die schon lange eine andere Moral vertreten. Und das hat keine Folgen.

Die Hirten, so scheint es mir, schauen schnell weg. Oder, vor zwei Jahren, während des Jugendtreffens in Pöllau, plötzlich sind da Leute, extra angereist aus Graz, mit einer sechsfarbigen Fahne, um gegen uns zu demonstrieren. Das ist nicht lustig, aber man fühlt sich dann von der Hölle sehr verstanden. Also, wenn die Hölle aktiv wird, dann muss es was Wichtiges sein.

Wo Licht ist, will die Finsternis das Licht erfassen. Leute, die eine Lebensweise propagieren, und stolz – PRIDE – stolz drauf sind.

Aber wie gesagt, das schockiert mich gar nicht. Schockieren tut mich, dass die Angriffe nicht von außen kommen, das ist sowieso klar, sondern von Innen.

Und ich rufe Ihnen zu, die Sie hier sind, und ich bin mir bewusst, dass das im Internet übertragen wird, und ich sage es eindringlich: beten Sie für diese Woche! Und beten Sie für uns, dass wir den jungen Menschen die Freude an Gott vermitteln können. Denn wenn die Freude an Jesus da ist, dann kommt die Frage im Herzen auf: Wie kann ich diese Freude behalten? Wie kann ich bei Jesus bleiben? Das heißt, wie muss ich leben, dass Jesus in meiner Nähe bleiben kann?

An dieser Stelle wäre noch viel zu sagen, aber sehr zentral ist dieser Punkt, den ich genannt habe und ich liege nicht ganz falsch, wenn ich heute in der Lesung gehört habe: „Hütet euch vor der Unzucht. Jede andere Sünde, die der Mensch tut, bleibt außerhalb des Leibes, wer aber Unzucht treibt, versündigt sich gegen den eigenen Leib“.

Es soll mir keiner kommen und sagen, das sei eine einseitige Betonung dieses Punktes. Ich rede hier mit Paulus im Korintherbrief (1 Kor 6,18). Jede andere Sünde die der Mensch tut, bleibt außerhalb des Leibes. Also wundern wir uns bitte nicht, wenn der Satan uns angreift. Ob man in der Ehe lebt oder nicht in der Ehe lebt, der Satan greift uns

in diesem Punkt an. Dies ist sein beliebtestes Einfallstor – über die sinnlichen Begierden. Das ist natürlich mehr als die Sexualität.

Interessant: die Muttergottes erscheint 42 Jahre in Medjugorje und sie hat tausende Botschaften gegeben. Wenn man diese Botschaften durchsucht, findet man kein einziges Mal das Wort Sexualität. Interessant! Sie spricht aber sehr oft vom Fasten.

Was ist fasten anderes, als gegen die Begierden des Leibes anzugehen? Der Mensch ist wie ein kommunizierendes Gefäß. Arbeitet er an einem Punkt, z.B. seiner Genusssucht beim Essen, arbeitet er immer gleichzeitig an allen Punkten. Das heißt, der Pegel geht in allen Gefäßen gleichermaßen rauf und runter. Ein Mensch der fastet, hat sich mehr in der Hand. Er regiert über sich. Er kämpft an gegen seine Begierden. Es lohnt sich, in diesem Punkt zu kämpfen.

Schauen wir, wie die Hölle anrennt gegen den Zölibat der Priester. Natürlich ist der Anlass der Diskussionen oft, wenn viele Priester ihn nicht aufrichtig leben. Aber er scheint ein ungeheuer wichtiges Element der stillen Verkündigung zu sein, die lautet: ES IST MÖGLICH!

Und wenn ich als Priester zu jungen Menschen spreche, dann hab ich schon öfter gesagt, ich weiß, wovon ich rede. Wenn ich euch rate, enthaltsam bis zur Ehe zu leben, das lebe ich ein Leben lang. Warum kann ich das leben? Ja weil ich verliebt bin … weil ich brenne… weil Jesus mich liebt, und weil ich versuche, Jesus zu lieben!

Dieses Feuer brauchen wir. Der Mensch ist nämlich auf Gemeinschaft, auf Liebe hin, angelegt. Das kann für den einen heißen: Ehe, das kann für den anderen heißen: ein eheloses Leben, ganz an Gott hingegeben. Wer ehelos lebt, muss mehr beten als andere, damit er brennt. Ich bin überzeugt, der Zölibat der Priester wird nie aufgehoben werden. Da können noch so viele Synoden tagen, das wird der Himmel nicht zulassen – ich hoffe es zumindest.

Beten Sie für uns und beten Sie für jene, die auf die Jugend einwirken, dass sie dieses Thema nicht verschweigen. Amen!