„Sommer-Interview“ mit Pfarrer Roger Ibounigg – Teil 3

Die Redaktion von „Pöllauer News“ durfte Pfarrer Ibounigg am 23. Juli 2019 zur momentanen Situation und verschiedenen, viel diskutierten Themen interviewen. Das Interview wird in verschiedenen Teilen veröffentlicht. Hier folgt nun der 3. Teil des Interviews:

Kirche erneuern – muss man da auch etwas an Strukturen ändern, etwas modernisieren?

Ich glaube Strukturen müssen wirklich dienen. Strukturen können auch hindern, Strukturen können auch ein Korsett sein. Wenn dadurch geistliche Orte sozusagen niedergewalzt werden und platt gemacht werden, wie man so sagen könnte, dann sind Strukturen hinderlich und nicht förderlich. Das heißt, wir brauchen Vielfalt in der Kirche, wir brauchen Oasen des Glaubens, wir brauchen Zentren und es gibt da sicher auch dazwischen Versteppungen der Kirche, aber Momentan ist es nicht möglich, dass wir dieses ganze Netz mit all seinen Dingen, die es vorher gegeben hat aufrecht erhalten. Es geht um eine Fokussierung und eine Konzentrierung es geht darum, dass man Orte zulässt, wo etwas Besonderes wächst.

Muss die Kirche moderner werden in den Methoden und Anschauungen?

Ich glaube, das Evangelium bleibt immer dasselbe. Strukturen können sich ändern, sicher auch durch die Technik, wenn man jetzt schaut, die Möglichkeit von Computern und verwaltungstechnischen Maßnahmen, da muss man sicher modern sein und mit der Zeit gehen, aber man muss aufpassen, dass man das Kind nicht mit dem Bade ausschüttet, dass  es nicht eine Gleichmacherei wird, eine Uniformität.

Gleichmacherei, heißt das Priester und Laien auf die gleiche Stufe stellen?

Ja, das zeigt sich z.B. in der Kirche daran, dass man nicht mehr vom Priester spricht oder z.B. vom Pastoralassistenten sondern einfach von „den Hauptamtlichen“. Also der Priester wird praktisch eingeebnet. Aber dadurch strahlt der Hirte nicht auf und dann ist eine große Gefahr, dass es auch keine geistlichen Berufungen mehr gibt.

Wie kann die Kirche attraktiver werden für geistliche Berufungen? Wie kann man Berufungen gewinnen in dieser Zeit?

Wenn ich auf das Jugendtreffen schaue, das wir jetzt erlebt haben oder auch das Familientreffen, die vielen Jugendlichen beim Jugendtreffen und die vielen Kinder beim Familientreffen… Ich glaube, der Priester, der mit großer Freude arbeitet, inmitten so eines Treffens, ist die beste Werbung für geistliche Berufungen. Sie merken, dass der Priester dringend gebraucht wird, bei der Messe und bei der Beichte. Der Priester, der feurig in der Verkündigung agiert und so praktisch in Kindern sogar schon den Wunsch wecken kann, Priester zu werden.

Was macht den Priester aus? Warum braucht es dafür Priester?

Weil die Kirche aus der Eucharistie lebt: ECCLESIA DE EUCHARISTIA heißt ein Schreiben von Johannes Paul II., das sind die ersten drei Worte der Enzyklika: Die Kirche lebt aus der Eucharistie, dass heißt die Kirche sammelt sich um die Eucharistie. Das ist die große Sammlungskraft. Man könnte sagen, Christus ist die Bienenkönigin um die sich die Bienen sammeln. Das ist ein Wort des heiligen Kirchenvaters Ambrosius. Eine Kirche ohne Eucharistie kann nicht das werden, was sie sein muss. Sie muss das werden, was sie empfängt: Leib Christi. In einem Leib sind ja auch nicht alle Glieder gleich. Es sind allen verschiedene Dienste, Charismen und Ämter zugeordnet. Und in so einer Kirche ordnet die Eucharistie das Leben der Kirche, das heißt, wir werden Leib Christi und die Welt sieht, wenn sie die Kirche sieht Christus. Das wäre das Idealmodell.

Teil 1 https://poellauer-news.at/redaktion/allgemein/sommer-interview-mit-pfarrer-roger-ibounigg-teil-1/

Teil 2 https://poellauer-news.at/redaktion/allgemein/sommer-interview-mit-pfarrer-roger-ibounigg-teil-2/

Foto: T. Bosina – Jugendliche knien um den Pöllauer Altar

Fortsetzung folgt…