„Sommer-Interview“ mit Pfarrer Roger Ibounigg – Teil 8

Die Redaktion von „Pöllauer News“ durfte Pfarrer Ibounigg am 23. Juli 2019 zur momentanen Situation und verschiedenen, viel diskutierten Themen interviewen. Das Interview wird in verschiedenen Teilen veröffentlicht. Hier folgt nun der 8. Teil des Interviews:

Warum heiraten so wenige junge Leute kirchlich?

 

Ich glaube, das Heiraten ist nicht das Erste. Das Erste ist, dass sie Gott erfahren müssen. Sie müssen Gott lebendig erfahren und dann kann ich erst vom Ehesakrament reden. Darum ist das Jugendtreffen, das wir in Pöllau haben, eigentlich die beste Ehevorbereitung. Die beste Ehevorbereitung ist, Jesus kennen und lieben lernen und dann will ich wie von selbst ein Verkünder von Jesus sein. Und was verkünden die Eheleute? Sie verkünden die Liebe Christi zu seiner Kirche. Man könnte sagen, die Frau verkörpert die Kirche und der Mann verkörpert Christus und so wie Christus die Kirche liebt, lieben die Eheleute einander. Wir sehen diese Hingabe Christi in der Eucharistie, in der Messe, wo er sich nicht nur geistig sondern leiblich hingibt. Er sagt: Dies ist mein Leib, dies ist mein Blut. Und wenn Eheleute, die sakramental verheiratet sind, in der Ehe einander sich schenken, auch körperlich, dann ist das eigentlich ein Abbild dieses großen Geheimnisses der Eucharistie. Das heißt, ihre gegenseitige Liebe, die sie nach außen ausstrahlen, wird zu einem Bild der Beziehung Gottes zu seinem Volk, des Bräutigams zu seiner Braut. In der Messe ist die Braut das Volk Gottes, die Kirche, der Bräutigam ist Christus. Man könnte sagen die Messe ist: Braut begegnet Bräutigam. Und wenn zwei Eheleute schauen wollen, wie man richtig liebt, müssen sie in die Messe gehen und dort Maß nehmen für ihre gegenseitige Liebe und Hingabe. Christus ist das Haupt der Kirche, darum ist auch der Mann das Haupt der Frau. Wenn dann Frauen aufschreien in feministischen Kreisen, dann muss man sofort auf das Bild Christi hinweisen, der seinen Jüngern, seiner Kirche die Füße wäscht. Also Christus dient seiner Kirche.

 

Inwieweit kann man diese Botschaft an Brautpaare weitergeben, die sich für eine Hochzeit anmelden?

Ich kann von diesen tiefen Wahrheiten nicht so schnell reden. Da müssen sie einen Weg des vertieften Glaubens gehen, aber ich sage ihnen immer wieder auch, dass sie, wenn sie jetzt da sind, sicher deswegen da sind, weil sie irgendwie spüren, dass dieses Projekt, das sie jetzt beginnen, nur lebbar ist, wenn Christus mittendrinnen ist, wenn sein Segen mitgeht. Man muss dann von sehr einfachen Wahrheiten her beginnen. Das andere weiter auszufalten und zu vertiefen, das ist ein Auftrag für später.

 

Was ist der Mehrwert einer kirchlichen Eheschließung, zum Unterschied zu Leuten, die einfach so zusammen leben?

Wie gesagt, der Mehrwert ist der, dass sie durch ihre Ehe Christus in die Mitte nehmen, dass sie ein Sakrament einander spenden. Das ist sehr interessant, sie spenden einander durch das Ja-Wort das Sakrament und es wird so zum Segen für den ganzen Leib der Kirche. Sie leben eine neue Dimension im Leib der Kirche. Die Voraussetzung wäre aber, zuerst Christus erfahren als junger Mensch und dann erst einzutreten in so eine spezielle Berufung.

 

Ist das Heiraten in der Kirche dann eine Garantie für das Gelingen einer Ehe, oder muss da noch mehr geschehen?

Es ist das tägliche Bemühen im Alltag wichtig. Der gemeinsame Blick auf Christus. Es gilt, immer wieder Maß nehmen an Christus und gleichzeitig seine Gnade empfangen, zum Beispiel durch die Messe. „Die Eucharistie ist die Quelle der christlichen Ehe“, sagt Papst Johannes Paul II. Und wenn ein junges Paar nicht mehr zur Messe geht, dann ist die Gefahr, dass ihre Ehe vertrocknet. Die Rebe muss am Weinstock bleiben! In der Praxis kommen die Paare nur für die Hochzeit in die Kirche und selten zur heiligen Messe

 

Was könnten wir in der Pfarre tun, damit wir junge Leute für das Sakrament der Ehe, wie es von Christus her gedacht ist, motivieren. Was könnten wir tun oder um welche Früchte sollen wir beten?

Das Gebet für die jungen Leute ist sicher wichtig. Aber würde ich in einer anderen Pfarre als in Pöllau sein, dann würde ich sagen: „Man müsste mit einem Jugendtreffen beginnen, man müsste ein Jugendtreffen gründen und auf diesem Jugendtreffen von der Schönheit dieser Berufung zur gegenseitigen Hingabe in der Ehe reden. Man müsste dies den Jugendlichen intensiv verkünden und das geschieht ja auch seit 28 Jahren durch das Jugendtreffen in Pöllau. Wir sagen den Jugendlichen, dass „Wahre Liebe wartet“. Das heißt, dass man vor der Ehe noch nicht so zusammenlebt, wie in der Ehe. Dass sie diese letzte körperliche Hingabe erst vollziehen, wenn sie in das Sakrament der Ehe eingetreten sind, wenn sie vor Gott das volle Ja zueinander gesagt haben.

 

 

Fortsetzung folgt…

Teil 1 https://poellauer-news.at/redaktion/allgemein/sommer-interview-mit-pfarrer-roger-ibounigg-teil-1/