Leserbrief von Dr. Anton Weghofer, ungekürzt.
„Ultimatum an Pfarrer, der gegen Bischof rebelliert“, 19.6.2019
Ich kenne Roger Ibounigg seit Jahrzehnten. Er gilt als ausgezeichneter Prediger und gerade für Menschen in Krisen als äußerst einfühlsamer Seelsorger. Er hat aber auch Ecken und Kanten, die gerade in letzter Zeit einiges an Spitze verloren haben.
In seiner Anfangszeit als Pfarrer vor zehn, 15 Jahren waren sie deutlicher ausgeprägt. Ich teile nicht alle seine religiösen Zugänge vorbehaltlos. Aber was jetzt gegen Roger Ibounigg abläuft, kann ich – regelmäßiger Kirchgänger und Kirchenbeitragszahler – einfach aus reinem Gerechtigkeitsempfinden heraus nicht gutheißen.Die Kirchenführung täte gut daran, sich die Mühe zu machen, ausgewogen auf das Pfarrvolk von Pöllau und Pöllauberg zu hören, und sollte nicht jenen über Gebühr Gehör schenken, die am lautesten schreien, regelmäßig Zeitungsartikel gegen den Pfarrer unterbringen oder die meisten Beschwerdebriefe andie Diözese schreiben.
Menschenführung ist auch für einen Bischof wie Wilhelm Krautwaschl eine schwierige Aufgabe, aber auch er sollte danach streben, kraft Persönlichkeit, Überzeugung und Vorbildwirkung sowie mit angemessenem Respekt zu führen. Nur einfach Gehorsam einzufordern, ist mit seiner sonst zur Schau getragenen weltoffenen, liberalen Einstellung wohl unvereinbar.
Roger Ibounigg ist zweifelsohne eine starke Persönlichkeit, aber das unwürdige Schauspiel wird er nicht ohne Schrammen verkraften. Auch der überwiegende Teil des Pfarrvolkes leidet, und die Diözesanführung verliert viel an Glaubwürdigkeit. Eine typische Lose-lose-Situation also.
Dr. Anton Weghofer, 8225 Pöllau
Copyright © 2019 Die Presse 22.06.2019
Leserbrief Kleine Zeitung vgl. https://poellauer-news.at/redaktion/allgemein/kleine-zeitung-18-6-2019/